Translated into German by Chris Blessing, original article here.
In meinem Buch, Perlen des Jonglierens, gibt es ein wiederkehrendes Thema, das ich sehr interessant finde und dem ich mich nicht nur im ganzen Buch zuwende, sondern auch in einem großen Teil meiner gesamten Arbeit. Dieses Thema nenne ich DAS SPIEL FINDEN.
Das Spiel zu finden, bringt die Freude am Jonglieren – es ist auch die treibende Kraft, die dich dazu bringt, weiterzuspielen und zu trainieren und zu erforschen.
Für mich ist es das, was mich das Jonglieren mehr genießen lässt und auch viel interessanter und fesselnder anzusehen macht: Es verbessert die Qualität unserer Jonglage.
Ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, wir spielen alle eine Art von Spiel – Jongleure mehr als Andere, oder zumindest sollte es wahrscheinlich so sein. Spiele bringen Spaß hinein und es gibt verschiedenartige Level von SPASS, von „interessant“ zu „tiefem Spaß“, und du kannst das Spiel finden, indem du entweder nach ihm suchst oder auf eine spielerische Zone stößt.
Viele der „Spiele“, die wir als Jongleure spielen, sind gut bekannt, obgleich vielleicht nicht so bewusst.
Sich mehr des Prozesses und seiner Bedeutung bewusst zu werden, kann für uns sehr lohnend sein. Wir können diesen Prozess zu unserem Vorteil nutzen, um Enthusiasmus aufzubauen, anstatt nur von guten und schlechten Tagen abhängig zu sein. Wenn wir die Spielfertigkeit verlieren, verlieren wir Interesse und wenn wir Interesse verlieren, leidet unsere Jonglage – wenn wir sie nicht gleich ganz aufgeben.
Kürzlich habe ich bei einem Jonglierworkshop in Norditalien, bei Spazio Kabum, unterrichtet und dort sind wir tiefer in dieses Thema eingetaucht, um den wesentlichen Aspekt des Spielens auszuweiten. Es ist möglich, Spaß zu haben mit dem Tun von sehr einfachen Dingen, solange unser Körper eingebunden ist. Es ist eine bestimmte Stimmung, in die wir kommen, ein erhöhtes Level von Neugier und Interesse – mehr mit der Qualität unserer Aufmerksamkeit beschäftigt als damit, was wir tatsächlich tun. Letztendlich ist es wahrscheinlich einer der Hauptgründe, warum anfangs so eine Leidenschaft für die Jonglage entwickelt haben.
Also: Welche Spiele spielen wir? Wie fangen wir überhaupt an, nach einem „Spiel“ Ausschau zu halten? Und worum geht es dabei?
DAS REGULÄRE „SPIEL“
Das am weitesten verbreitete Spiel im Jonglieren ist wahrscheinlich die „ein Requisit mehr“ Herausforderung oder die „immer schwierigere“ Variation. Herausforderungen erzeugen Interesse, enthalten oft einen Sinn fürs Spiel, besonders wenn wir fähig sind, die größeren Herausforderungen in kleinere Teile herunterzubrechen.. Manchmal erzeugen Herausforderungen ein Gefühl des Erfolgs, manchmal sind wir im Anschluss frustrierter, wenn die Dinge gar nicht so klappen, wie wir es gern hätten! Wir bekommen unser Adrenalin und Begeisterung durch das Probieren von fast unmöglichen Taten und wir bekommen unsere Befriedigung, wenn wir sie gelegentlich zustande bringen, oder auch nur unseren Zielen näher kommen, wenn das Unmögliche beginnt, sich möglich anzufühlen.
Eine nahe Schwester dieser Spiele ist es, Tricks zu sammeln. Zu versuchen, alles zu lernen, was jemals jemand getan hat.
Wann immer wir etwas Neues lernen oder einen neuen Aspekt dessen finden, was wir schon wissen, sind wir stimuliert, mehr und mehr auszuprobieren.
Es kann pures Vergnügen in diesem Spiel liegen, aber sei vorsichtig: es kann leicht ein Wettbewerb mit uns selbst werden, der mehr Stress als Genuss erzeugen könnte.
Einer der größten Nachteile dabei, einen neuen Trick scheinbar zu lernen, ist, dass einmal „geschafft“, er häufig weniger Spaß macht und verworfen wird.
Ein Weg, mehr Interesse zu aktivieren und „das Spiel zu finden“ mit Material, das wir mehr oder weniger tun können, ist, die Wiederholungen zu steigern. Dann dreh dich um, gehe und bewege dich mit deinen Tricks. Suche nach verwandten Variationen und kreiere Kombinationen. Indem du verschiedene Requisiten benutzt und versuchst, Bewegungen so sauber und zuverlässig wie möglich zu machen, sogar ohne Drop, kannst du die Fallen vermeiden, die ich oben erwähnt habe.
Ich finde die folgenden Typen von Spielen nicht so lohnend: Zu chaotisch und unbeständig zu sein, um wirklich „das Spiel zu finden“, zu versuchen, der Beste zu sein oder sich zu stark mit einem bestimmten Stil oder Image zu identifizieren. Training ist ein wichtiger Teil des Jonglierens und es ist viel besser, wenn sich auch das wie ein Spiel anfühlt – selbst wenn du ein Profi bist. Seien wir ehrlich, die Welt ist schon ein viel zu ernsthafter Ort und mit Intelligenz und Spielfertigkeit können wir mehr Spaß in die Leben von vielen Leuten bringen. Geht es letztendlich nicht darum?
ÜBER TRAINING
Unsere Art zu trainieren ist in der Regel entweder zu festgelegt, mit wenig Raum für Spaß, oder zu beliebig, sodass wir nicht dauerhaft die Spielezone finden können. Deshalb finde ich es so wichtig, zu lernen, wie wir ein Interesse kultivieren an Allem, für was wir uns entscheiden. Selbst unglaublich einfache Aktivitäten können faszinierend werden, wenn du sie mit neuen Augen betrachtest; neue Aspekte können auftauchen. Kultiviere dies erst mit Dingen, zu denen du dich natürlicherweise hingezogen fühlst und denke daran, dass es bei dieser Fähigkeit komplett um Wahrnehmung geht.
Sich technische Ziele zu setzen (kurz-, mittel- und langfristige) stimuliert auch Interesse, während es uns eine Richtung gibt und einen Kontext herstellt.
Aber wie machst du aus einem Ziel etwas Freudvolles?
Denke daran, dass du deine Ziele bestimmst.
Ein mögliches Ziel könnte es sein, nur die Dinge zu trainieren, die du genießt. Warum nicht? An anderen Tagen trainierst du Dinge, die du wirklich schwierig findest, aber suche nach Spaß in ihnen. Finde den Spaß in der Herausforderung, indem du Training intelligent machst.
Finde die Balance.
Training in einer Gruppe macht fast immer mehr Spaß. Tricks mit Jongleurfreunden auszuprobieren und generell das Jonglieren mit anderen auszuprobieren, bringt viel mehr Spaß ins Jonglieren. Ich finde es auch wichtig, auch alleine Spaß haben zu können, von etwas begeistert zu werden und dies dann mit anderen zu teilen. Dies ist eine feine Balance.
Ein Ziel könnte natürlich die Vorbereitung von neuem Material sein oder eine Sequenz oder Routine zu kreieren oder eine ganze neue Show. Ein Ziel könnte auch sein, Vergnügen, Spaß und das Gefühl des Wohlseins nach jeder Einheit zu maximieren.
DIES SIND NICHT DIE EINZIGEN SPIELE
Es lohnt sich sehr, auf eine Art zu trainieren, in der wir andauernd spielen und neue Spiele kreieren. Mach neue Regeln für alte Spiele und nutze alte Regeln für neue. Wenn es zunächst schwierig ist, versuche einfach, „schräge“ Sachen zu einem Song, den du magst, zu machen. Dinge, die dich begeistern, dich vielleicht überraschen.
Du könntest es am Ende deines Trainings machen oder an einem zufälligen Moment während des Tages.
Wir können einen Sinn fürs Spiel erlangen, während wir auch nur ein Objekt manipulieren, ohne irgendetwas besonders Schwieriges oder etwas aus einem bestimmten Grund zu machen. WIE?
Um das Spiel zu finden und Spaß zu haben, ohne dich auf den „immer schwierigeren“ Trick verlassen zu müssen, versuche einfache Tricks und Würfe und spiele damit, bis etwas deine Fantasie anregt. Beim Werfen mit Körperbewegungen zu arbeiten kann auch helfen, unseren Geist davon zu befreien, „was jonglieren ist und was nicht“.
Denke: „Heute fühle ich mich mehr danach, Bälle zu klatschen als sie zu fangen“.
Oder einfacher.
Oder vielleicht viel spezifischer.
„Ich tauche in alle Möglichkeiten ein, was man vor und nach einem Backcross tun kann. Oder einem Stall, Roll oder Kick. Oder einem Slap, Squeeze, Pinch, Fake“.
Dann tauche einfach tief hinein und finde alle verschiedenen Wege, die es gibt, diesen einen Wurf und Fang zu machen. Füge davor, danach und währenddessen Würfe hinzu. Vergiss nicht deinen Körper, beziehe ihn ein. Spiele mit ihm. Behandle deinen Körper wie ein zusätzliches Requisit. Synchronisiere dich mit dem manipulierten Objekt oder bewege dich dagegen. Versuche andere Körperpositionen. Variiere deine Geschwindigkeit und Qualität. Mach es größer und kleiner.
Musik kann auch eine große Hilfe sein, einen Sinn fürs Spiel zu stimulieren, obgleich du nicht von ihr abhängig werden solltest. Ich finde es auch wichtig, ohne Musik das gleiche Gefühl für Spaß zu finden.
Durch das Wählen oder Begegnen von einem Konzept oder Aspekt auf einmal und darin Eintauchen mit einem neugierigen Geist. Ich denke daran als eine Art Jonglier-Anmut, wo jeder Wurf ein Gefühl der Schönheit an sich hat.
Ich finde, diese „Jonglier-Anmut“ kommt umso einfacher, desto präsenter wir wirklich in unseren Körpern sind.
Selbst ohne ein bestimmtes Ziel, mehr zu lernen, wird sich deine Jonglage natürlich enorm verbessern. Ich schlage nicht im Mindesten vor, dass du begrenzen solltest, was du lernst.
Kombiniere Konzepte. Kombiniere vielleicht einen Backcross-Wurf mit einem anderen Requisit, das irgendwo balanciert ist. Dann vielleicht drei verschiedene Dinge zusammen: „Was, wenn ich hoch werfe, einen Bein anhebe und darunter werfe, während ich hinter meinem Rücken fange?“
Oder „wie weit kann ich Bälle werfen, ohne dass sie droppen?“ und so weiter. Probiere einzelne Wurfsequenzen und füge andere Objekte hinzu, nach Wegen suchend, die nicht immer die offensichtlichsten sind.
Wes Peden’s Art, schnell zu kreieren, bei dem er eine Liste von Konzepten auf jedes Trickelement anwendet, kann dir erlauben, neue „Spiele“ zu finden und eine große Menge an neuem Material.
Es gibt viele andere Wege, ein Spiel zu finden. Stefan Sing hat ein Spiel, wo du, beim Erforschen mit Jonglage und Bewegung, jede Bewegung und jeden Trick drei Mal wiederholst und dann zu etwas anderem übergehst. Immer mit dem Körper in Bewegung.
Dies ist auch ein Weg, Tricks Bedeutung zu geben, die wir vielleicht unterschätzt haben.
Die Möglichkeiten werden endlos, aber um das Spiel zu finden, müssen wir uns zuerst auf etwas ausrichten und es wachsen lassen. Auf eine Weise ist es das Gegenteil reiner Erforschung.
Erforsche, wie du es magst, bis du etwas Erkennbares findest; indem du dies ausweitest, findest du das Spiel! Ein Spiel braucht manche Regeln oder eher Richtlinien. Diese verfeinern unsere Aufmerksamkeit dafür, das Problem zu lösen, dass wir uns selbst gestellt haben. Dies bringt uns in unsere Kreativität und ins Spiel. Wenn sich die „Regeln“ zu eng anfühlen, dann ändere sie, bis du Spaß hast.
Im Grunde können wir anfangen zu spielen, wenn wir offen dafür sind, was passiert und weniger auf die Zukunft ausgerichtet sind. Dies bedeutet nicht, kindisch zu sein. Es heißt, Leichtigkeit zu finden, sich von kleinen Details begeistern zu lassen. Zu hinterfragen. Davon abzukommen, darüber zu urteilen, was du tust, während du es tust und stattdessen einfach dem nach gehen, wohin dein Interesse dich bringt.
SPIELEZONE
Du wirst bald feststellen, dass du in der Spielezone bist und Fragen, Ideen und neue Konzepte werden in deinen Kopf kommen. Die „Was, wenn“s.
„Was, wenn ich es auf diese oder jene Art probiere?“ „Was, wenn ich…?“ etc.
Lass es zu etwas komplett anderem entwickeln. Das Spiel könnte sein, dich selbst zu einem bestimmten Raum oder zu anderen Leuten ins Verhältnis zu setzen. Es könnte sein, Dinge in anderen Stilen auszuprobieren.
Die Spielezone liegt darin, dein Interesse auf eine einzelne Sache lange genug zu fokussieren, um sie in etwas anderes zu verwandeln.
Jonglieren fühlt sich großartig an, wenn es sich wie ein Spiel anfühlt. Und am Anfang, als wir begonnen hatten, es zu lernen – genauso hat es sich angefühlt.
SPIELFERTIGKEIT ENTWICKELN
Je mehr wir ein Gefühl für Spielfertigkeit entwickeln, desto mehr Ideen und Spaß werden wir haben. Um diese weiter zu entwickeln, sieh dich um und bemerke Momente echten Spiels um uns. Das ist es, was Kinder, Tiere und selbst Wolken vorzuhaben scheinen. Was sie tun, unterscheidet sich sehr vom Spielen, um der Beste zu werden oder zu gewinnen. Spielfertigkeit ist eine Haltung, die Leichtigkeit bringt und es zu einem Vergnügen macht, bei uns zu sein.
Es muss dort nicht enden. Wir können noch mehr Spaß haben, indem wir Jonglieren mit schauspielerischen Fähigkeiten verbinden.
Im Charakter zu jonglieren kann besonders befreiend sein – spiele mit Jonglieren als Ausdrucksmittel herum.
Für mehr Informationen über Spaß und Spielen, seht euch auch Bernard de Koven’s Arbeit über „A Playful Path“ und „Deep Fun“ an. Obwohl nicht speziell für Jongleure, enthalten sie viel Arbeit über Spieltheorie und neue Spiele und sie können nützlich sein, um Spaß zu erhöhen und zurück zu bringen in das, was wir lieben.
Folge Ideen und, wenn sie nicht länger Spaß machen, ändere deine Haltung, ändere deine Sichtweise oder ändere, was du tust!
Habt weiterhin Spaß,
Anthony Trahair
Translated by Chris Blessing, original article here.